Fortbildung mit Kind - das geht?

Foto: Tami Donath
Als ich im August 2014 das erste Mal zu meinem Abendstudium ging, mahnte uns die Leitung direkt, dass wir wahrscheinlich in 3,5Jahren nicht mehr in der Konstellation die Schulbank drücken würden. Leben verändern sich, Umstände verändern sich, sodass nicht jeder das Pensum durchziehen könne. Da war ich der felsenfesten Überzeugung, dass durch mich beeinflussbar ich ganz bestimmt nichts der Art tun würde, dass ich die Fortbildung nicht abschließen könne.

Tja... 2 Semester später war ich schwanger. Ziemlich überrascht, da es doch hieß, dass ich keine Kinder bekommen könne. Von der ersten Sekunde an war klar, dass ich unbedingt dieses Baby wollte. Nichts hatten wir uns sehnlicher gewünscht. Aber ein Problem gab es da doch. In meiner Region wurde mit meiner Klasse dieser Studiengang zum letzten Mal angeboten, sodass ich nicht einfach aussetzen und zu einem späteren Zeitpunkt hätte wieder einsteigen können. Also entweder abbrechen oder durchziehen. Wer gute Ergebnisse bei Klausuren, im Unterricht usw. erzielte, 3x die Woche abends die Schulbank gedrückt und eben den zu erreichenden Titel vor Augen hatte, möchte das aber auch natürlich nicht hinwerfen.

Schnell wurde klar, mit einer gewissen Portion Ehrgeiz und Fleiß konnte es wenigstens versucht werden. Jedenfalls bis zur Entbindung. Danach war neben der Gesundheit von Kind und Mutter ein ganz anderer Faktor entscheidend: Das Hilfenetzwerk. Wer von den Mitstudierenden sammelt für mich Unterlagen oder lässt mir in meiner Abwesenheit Notizen und Informationen über das Geschehene zukommen? Wer passt Zuhause auf mein Kind auf, wenn ich den Unterricht besuche oder lernen muss?

Gerade dieser letzte Punkt bestimmt Sieg und Niederlage. Denn ohne Hilfe kann es nur schwer gelingen.

Als hätte der liebe Gott es gewusst, bekam ich mein Baby zu Beginn der Osterferien, sodass ich 2 Wochen nach der Entbindung noch nichts verpasst hatte. Weitere 3 Wochen blieb ich noch Zuhause und stieg dann wieder ein. Die Milch wurde abgepumpt, eine Klausur schrieb ich nach. Aus Mutterschutzgründen hätte ich das aber nicht gemusst. Da man aber zum Ende bei den Abschlussprüfungen eh den gesamten Stoff abrufen und verstehen muss, wollte ich aber sofort ein Feedback durch eine Klausur bekommen.

Natürlich gab es Momente, wo ich alles gerne hingeworfen hätte und lieber bei meiner Tochter geblieben wäre.

Aber es hatte ja einen Grund gegeben, warum ich damals diese Fortbildung begonnen hatte UND natürlich ist es für den Lebenslauf nicht ganz unpraktisch, wenn man in der Elternzeit sich weiter um die Zukunftsperspektiven bemüht hat. Für uns war aber auch ab dem positivem Test sofort klar, dass ich die maximale Elternzeit in Anspruch nehmen würde. Viele können das nicht.

Ich denke, ich hätte mich gegen so eine lange und umfangreiche Fortbildung entschieden, wenn ich schon eine berufstätige Mama gewesen wäre.

Foto: Tami Donath
Das hätte ich trotz Hilfe bestimmt nicht geschafft. Daher ist es auch wichtig, dass der Umfang der Fortbildung zur Lebenssituation passt. Jetzt mit zweitem Kind und immer noch in Elternzeit kann ich mir nicht mehr vorstellen, die nächsten 3,5Jahre mich festzulegen. Auch nicht erneut so lange andere mit einzubinden. Schließlich möchte ich meine Kinder erziehen, mit ihnen Leben und eben auch mal Mama sein. Trotzdem habe ich den Wunsch, auch jetzt etwas für die grauen Zellen zu tun.

Es gibt viele Angebote, die keinen Präsensunterricht erfordern und die in kürzerem Umfang gestaltet werden.

Deshalb werde ich mich nach online gestützten  Formaten umsehen und innerhalb der Elternzeit auch nur absehbare Zertifizierungen anstreben. Gänzlich bin ich ein- oder mehrjährigen Fortbildungen nicht abgeneigt, aber dafür besteht auch noch später wieder Zeit. Mein Mann startete in meinem letzten Semester sein Fernstudium. Auch eine Möglichkeit sich neben dem Beruf und trotz  Familie weiter zu qualifizieren, wenn es bezahlbar ist und man selbständig am Ball bleibt. Im Januar 2018 habe ich mit 1,3 mein Studium abgeschlossen - trotz Schwangerschaft und dann Baby bzw. Kleinkind.

So gibt es zusammenfassend viele Faktoren, die das Gelingen des Vorhabens Fortbildung bestimmen:
- bin ich ehrgezeizig genug und sind die Lerninhalte für mich schaffbar?
- gibt es Helfer Zuhause und bei ggf. Mitstudierenden?
- passt der Umfang der Fortbildung in mein  Lebenskonzept?
- ist die Fortbildung für mich finanziell zu tragen?

Natürlich kann man nich alles vorher sehen. Schicksalsschläge können jedoch täglich geschehen. Wer die Fragen oben für sich passend beantwortet kann, wird jedoch gut gerüstet sein, um sich der Herausforderung zu stellen. Letztendlich ist es doch einen Versuch wert oder? Denn selbst wenn man scheitert, weiß man wenigstens was nicht passt und beim nächsten Anlauf sich anders gestalten muss.

Euch viel Erfolg auf euren Wegen! Gerne könnt ihr mir schreiben und über eure Erfahrungen berichten bzw. sich mit mir austauschen :)

Alles Liebe,
Tina <3

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