Ein Erfahrungsbericht: Die ersten 5Wochen im Kindergarten - zwischen himmelhoch jauchzend und bitteren Tränen

Kurz nach der Geburt meldeten wir unseren Schatz für einen Kindergartenplatz an, damit sie mit 2,5Jahren die besten Chancen haben sollte, betreut werden zu können. Geplant war damals, dass ich wieder nach und nach ab diesem Jahr arbeiten wollen würde. Da es so schwierig ist, die Kleinen überhaupt unter zu bekommen und man schon fast gezwungen ist, sie so früh abzugeben, war es auch schon damals ein komisches Gefühl. Vielleicht bin ich da auch zu sehr Glucke. Selbst nach den jetzigen 5Wochen würde ich gerne sehr oft Mäuschen spielen und beobachten können, was während meiner Abwesenheit passiert. Fakt ist, dass wir erst jetzt genau wissen, wie unser Familienleben sich gestaltet und man leider nicht so flexibel ist, kurzfristig einen Platz oder die Gestaltung eines Stundenpaketes individuell zu buchen.

Vor 5Wochen ging es dann los: Die ersten Stunden im Kindergarten! Es ist schon eine Umstellung, an bestimmten Tagen zu exakten Uhrzeiten auftauchen zu müssen. Weil wir jedoch erst zu den bisherigen Kindern nach dem Frühstück dazu stoßen sollten, starteten wir nicht ganz in der Früh. Trotzdem erlebten es die Erzieherinnen nicht selten, dass die Frisur oder das MakeUp nicht ganz saß.

Ein paar "Stöpsel" kannte man noch vom Kennenlernspielen Wochen zuvor und die ganzen Räumlichkeiten luden direkt zum Toben und Entdecken ein. Unsere Maus war bisher immer offen, sich auf Neues einzulassen oder mit "Fremden" in Kontakt zu treten. So ließ sie ganz schnell meine Hand los und tauchte in das bunte Treiben ein. Nach 1,5h mussten wir uns verabschieden und kamen die gesamte Woche immer für diese Zeitspanne. Dabei rückte ich natürlich immer mehr in den Hintergrund. Schon interessant, wie schnell Mama vergessen zu sein schien. Auch morgens wurden wir viel organisierter und schafften es, fast immer zur gleichen Uhrzeit fertig einzutreffen.

Bedingt durch 2 Fehltage sollte auch die zweite Woche sich so gestalten, sodass ich ab der dritten Woche mich erst in einen Warteraum verabschieden sollte. Zuerst war es ihr egal, dass ich weg war. Ganz nach dem Motto: "Ja und? Dann bis später!" Aber als wir die Zeit immer mehr ausdehnten, gab es wohl doch zwischendurch Nachfragen, wo die Mama denn sei. Zunächst noch ohne Stimmungsschwankungen, dafür aber mit Frühstück morgens.
Tja, und dann erwischte uns direkt die erste KiGa-Überraschung zum Wochenende: Eine Herpangina gekoppelt mit den letzten 2Backenzähnen. Keine gute Mischung... also blieb die Maus 3Tage zu Hause.

Danach war die Freude am Kindergarten sichtlich verflogen und morgens kullerten dicke Krokodilstränen beim Abschied, sodass ich mich richtig schlecht fühlte. Obwohl sie wieder gesund war, hatte uns das echt komplett zurück geworfen! Wenn ich sie abholte, wurde mir berichtet, dass sie das Frühstück verweigere und beim Verlassen der Einrichtung gab es auch viele Schluchzer. Nachmittags wollte sie keinen cm von mir rücken und nur in meinen Armen liegen. Zuvor fragte ich mich schon jedes Mal, ob es wohl richtig sei, den angebotenen Platz anzunehmen, da wir mittlerweile Baby Nr.2 erwarten und ich vorerst nicht arbeiten werde. Auf der anderen Seite spürte man häufig, dass ich ihr allein als Spielgefährte nicht mehr für die meiste Zeit ausreichte und gerade das Sozialverhalten durch den Kindergarten sich ganz anders entwickeln kann. Immer die Omas bei meinen Arztterminen einbeziehen oder für sonstige Anlässe blockieren, wollte ich auch nicht länger. Mit so einer Verhaltensänderung hatte ich aber nicht gerechnet, denn bisher gab es nie Probleme, wenn wir mal voneinander kurz getrennt waren.

Ein "Rückfall" nach dem alles bisher gut gelaufen wäre, sei aber gar nicht so unüblich, wurde mir versichert. Ein Kuscheltier sollte Abhilfe schaffen und morgens vor dem Kindergarten nahmen wir uns noch mehr Zeit für "unsere Rituale". Beim Verabschieden selbst kuschelten wir noch ein bisschen und so wurde die 4.Woche nach und nach besser. In Woche 5 kamen sogar am Wochenende wieder Fragen, wann es wieder in den Kindergarten gehen würde. Aktuell wird das Frühstück nicht länger verschmäht und die Tränen sind eigentlich Geschichte. Unsere Eingewöhnung scheint fast abgeschlossen zu sein.

Welche Erkenntnis ich aus diesen 5 Wochen gezogen habe?

Der Besuch im Kindergarten ist eine Umstellung für alle.
Nicht nur die Kleine musste lernen, "los zu lassen". Auch für mich beginnt ein neues Kapitel. Während man vorher noch den gesamten Tag gemeinsam verbracht hat, ist es jetzt "nur noch" die zweite Hälfte des Tages, da sie nach dem Kindergarten ja auch noch ihren Mittagsschlaf hält. Beide Seiten müssen außerdem zur Einrichtung Vertrauen fassen. Man gibt seinen wertvollsten Besitz in fremde Hände und nicht selten denkt man sich, dass man diverse Kleinigkeiten anders gemacht hätte, diese aber in einer Gruppe so nicht immer möglich sind. Auch der strickte Tagesablauf erfordert eine gewisse Routine. Obwohl wir 35h gebucht haben, lasse ich die Maus nur 25h dort. Damit mein Mann sie auf dem Weg zur Arbeit zukünftig mitnehmen kann, gibt es morgens kein Ausschlafen mehr. Ebenso muss man mittags schauen, alles für den hungrigen Racker zu einer festen Uhrzeit vorbereitet zu haben.

Die gemeinsame Zeit wird nun anders genutzt.
Dadurch dass ich morgens nun alles im Haushalt erledigen kann und man ohne zu großen Zeitdruck zu wichtigen Terminen erscheint, bleibt der Nachmittag der Familie. Bisher habe ich immer über den Begriff "Qualitytime" gelächelt, aber nun haben wir sie. Wir können in Ruhe uns nachmittags auf uns konzentrieren, über das am Vormittag Geschehene sprechen und natürlich die Veranstaltungen rund um den Kindergarten wahrnehmen. Gerade jetzt zum Ende meiner zweiten Schwangerschaft bin ich auch ganz glücklich, vormittags alle Erledigungen etwas mehr "piano" angehen lassen und in Zukunft mit dem zweiten Baby auch da stundenweise mich nur diesem widmen zu können.

Kommunikation spielt eine wichtige Rolle!
Damit sich die Kleine nicht abgeschoben fühlt, haben wir natürlich mit ihr darüber vorher wie auch währenddessen gesprochen. Kommunikation ist aber auch gefragt, wenn es in der Einrichtung Handhabungen gibt, die einem auf- oder missfallen.

Mit Zweifeln steht man nicht alleine da!
Tauscht man sich mit anderen Eltern aus, merkt man schnell, dass diese ähnliche Gedanken sowie Sorgen haben. Hier tut es gut, zu hören, wie andere damit umgehen oder welche Erfahrungen sie gemacht haben. Generell kommt es auch den Kindern zu Gute, wenn man ein gut funktionierendes Netz über die Einrichtung hinaus knüpft.


Zum Schluss möchte ich mit auf den Weg geben, dass alles seine Zeit braucht. Nicht jeder kann sich glücklich schätzen,vielleicht den Luxus wie wir zu haben, sich auch diese zu nehmen. Wer arbeiten gehen muss, kann vielleicht nicht das Kind in einem gewissen Wunschalter erst betreuen zu lassen. Trotzdem ist dies ein Prozess, der Zeit braucht. Der eine ist halt schneller damit durch als der andere.

Bis zum nächsten Post ;)

Lg,
Mami Tinka

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